Tristesse im Neonlicht
Text: Redaktion | Ressort: Film | 27. September 2023Bei den europäischen Filmfestivals ist der taiwanische Regisseur Hou Hsiao-Hsien Dauergast. 1989 gewann er mit dem Film »Eine Stadt der Traurigkeit« den Goldenen Löwen in Venedig. Insgesamt sechs Mal waren seine Filme für die Goldene Palme von Cannes nominiert. Nicht umsonst bezeichnet man ihn als Mitbegründer einer Nouvelle Vague Taiwans. Bei uns ist das Kino des von Kritikern weltweit hochgeschätzten Autorenfilmers nach wie vor relativ unentdeckt. Kein einziger seiner Filme ist hierzulande auf DVD erhältlich. Da ist es umso erfreulicher, dass der Verleih Rapid Eye Movies nun ein zentrales Werk des Regisseurs in die deutschen Kinos bringt, rund zwanzig Jahre nach seiner Veröffentlichung.
»Millennium Mambo« greift nach der Zukunft, erzählt die Geschichte als Rückblende im Jahr 2011, das zur Entstehung und Handlung des Films im Jahre 2001 noch in der unbekannten Zukunft lag. Für Protagonistin Vicky steht die Zeit ohnehin still. Vor Jahren hatte sie sich geschworen, Jack zu verlassen. Doch die beiden leben in einer gegenseitigen Abhängigkeit. Sie hatten sich jung verliebt. Die ambitionierten Träume gingen im Drogen- und Partyrausch verloren. Jetzt arbeitet sie in einer Bar als Hostess und wenn sie heimkommt, durchwühlt er aus Eifersucht jedes Mal ihre Handtasche. Als Vicky den Geschäftsmann Hao-Hao kennenlernt, keimt in ihr die Hoffnung auf einen Ausweg.
Hou Hsiao-Hsiens Porträt einer perpektivlosen Jugend in Taipeh um die Jahrhundertwende feierte seine Premiere im Wettbewerb von Cannes. Zwei Jahrzehnte später erstrahlt es in neuem Glanz. Die neonduchfluteten, rauschhaften Bilder von Kameramann Mark Lee Ping-bing, bekannt für die vielfach ausgezeichnete Bildgestaltung von Wong Kar-Weis »In the Mood for Love«, profitieren von der 4k-Restaurierung. Und wir alle davon, dass Hou Hsiao-Hsiens Meisterwerk endlich in unseren Kinos entdeckt werden kann.
»Millennium Mambo«: ab 21.10. im Kino