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Hellboy 2 – Die goldene Armee

Text: | Ressort: Film | 14. April 2009

Hellboy2

Um es gleich vorwegzunehmen: Ja, ich liebe die, von Mike Mignola und Guillermo del Toro erschaffene Figur des Hellboy! Er ist nicht der nette Superheld von nebenan und braucht keine phantastische Technologie oder ein Fledermauskostüm um sein Ego aufzupolieren. Er genügt sich, weder fein- noch tiefsinnig, doch mit einem großen Herz.
Und entgegen der Behauptung im Pressetext, stammt Hellboy nicht aus der Hölle, sondern wurde 1944 von Grigori Rasputin durch ein Dimensionsportal in unsere Welt geholt. Wer den ersten Film von 2004 gesehen hat, weiß das.

In dem neuen Film von Guillermo del Toro „Hellboy 2 – Die goldene Armee“, dem zweiten Teil der von ihm angekündigten Trilogie, gerät der ewige Frieden zwischen der Menschheit und den unsichtbaren Gefilden der fantastischen Unterwelt ins Wanken, da sich der verbitterte Elbenprinz Nuada nicht mit der blinden Gier der Menschen abfinden kann. Er versucht die unbezwingbare goldene Armee wiederzuerwecken. Die Einzigen, die das noch verhindern können, sind Red (Kosename von Hellboy) und seine Mitstreiter aus dem Bureau of Paranormal Research and Defense (einer Unterabteilung des FBI) Liz und Abe.

Spätestens mit „Pans Labyrinth“ hat der mexikanische Filmemacher Guillermo del Toro sein Gespür für eine ästhetisch außergewöhnliche Umsetzung anspruchsvoller Stoffe bewiesen. Sicher ein Grund, warum er für „Der Hobbit“, die lang erwartete Fortsetzung, oder besser Vorgeschichte der Tolkien- Saga „Der Herr der Ringe“ engagiert wurde.
Doch anders als in seinem für den Oscar nominierten Meisterwerk, setzt del Toro in Hellboy 2 nicht auf eine innovativ feingliedrige Bildsprache, sondern versucht ganz bewusst der Pulp-Ästhetik der Comicvorlage von Mike Mignola gerecht zu werden. Leider gelingt ihm das nicht ganz so gut, wie im ersten Teil. Zwar sieht man dem Film zu jeder Zeit das weitaus höhere Budget an – die digitalen Effekte und Animationen sind auch wirklich gut – doch geht dadurch der durchaus gewollte B-Movie-Charme des Vorgängers verloren.

Gewonnen haben die Schauspieler, ihnen wurden mehr Möglichkeiten und Raum eingeräumt ihre Figuren zu entwickeln. Allen voran Ron Perlman, der noch besser als im ersten Teil die Rolle des Hellboy verkörpert. Er ist ein absoluter Glücksgriff und schafft es, unter der selbst für ihn umfangreichen Korsage der Maske, souverän und mit der notwendigen Glaubwürdigkeit das weiterzuentwickeln, was er im ersten Teil vorgelegt hat. Dies ist besonders deutlich in seiner Beziehung zu Liz zu sehen. Beide sind, wie zu vermuten war, ein Paar. Aber Superhelden haben eben auch mit den ganz normalen Problemen und Missverständnissen, die eine Beziehung mit sich bringt, zu kämpfen. Und da beide zu wenigen Kompromissen bereit sind, führt das zu einigen recht komischen Turbulenzen. Was dann wiederum etwas aufgesetzt wirkt. Doch gönnen wir den beiden den Spaß und del Toro den Versuch noch eine weitere Ebene in die Geschichte einzugliedern.
Alles in allem sind die Figuren wunderbar besetzt und gespielt und man kann den Akteuren regelrecht ansehen, dass die Zusammenarbeit viel Freude gemacht haben muss.

Sicher hatten diese Basis auch Mike Mignola und Guillermo del Toro. Wie schon im ersten Teil sind beiden für das Drehbuch verantwortlich.
1993 schuf Mignola seinen Comichelden Hellboy und schon früh zeigte del Toro großes Interesse an diesem Stoff. Allerdings sollte es noch zehn Jahre dauern, bis er die notwendigen Geldgeber für sein erklärtes Lieblingsprojekt gewinnen konnte. Bisher hat Guillermo del Toro zweimal ein sicher lukrativeres Engagement für einen „Harry Potter“ -Teil Hellboy zu Liebe ausgeschlagen.
Und sicher teilen Mignola und del Toro eine Vorliebe für nordische Mythologie und die Mystik eines Aleister Crowleys oder H.P. Lovecraft. Hier gibt es kein Schwarz oder Weiß, eher ein Grau in vielen Untertönen.

Im ersten Teil war Rasputin Hellboys Gegenspieler, und das bedeutet nicht, dass er von Grund auf böse war. Vielmehr wollte er den Ragnarök, die Götterdämmerung, heraufbeschwören: Die letzte Schlacht der alten Götter, worauf, nach deren Vernichtung, eine neue Welt entstehen soll. So glaubten es zumindest die Nordländer vor der Christianisierung.
Ein durchaus mephistophelisches Prinzip. Das war im Jahr 1944; der Zweite Weltkrieg zeigte unverhohlen seine hässliche Fratze. Hier wird Rasputins Ansinnen durchaus verständlich. Auch, dass er als Eunuch der Liebe zu einer Frau fähig war, zeigt sein Mitgefühl.
Nun ist es Prinz Nuada, gegen den Hellboy antreten muss. Und auch er zeigt Charakteristika des Guten. Zwar ist er ein Vatermörder, doch will er seine Welt vor der endgültigen Zerstörung durch die Menschen bewahren. Ein nachvollziehbarer Ansatz. Auch die Verbindung zu seiner Zwillingsschwester Prinzessin Nuala zeigt, dass das Böse nicht ohne das Gute existieren kann.
Selbst Hellboy muss sich immer wieder entscheiden, zwischen seiner Bestimmung als Anung Un Rama (sein eigentlicher Name) und seiner Überzeugung.

„Hellboy 2 – Die goldene Armee“ lässt von Anfang bis Ende keine Langeweile aufkommen und überzeugt inhaltlich wie visuell. Ein gutes Training für die Lachmuskeln ist garantiert!
Übrigens, einen Leckerbissen und Beweis für sein Talent liefert Guillermo del Toro gleich zu Anfang, als Professor Trevor Bruttenholm seinem Ziehsohn Hellboy eine Gutenachtgeschichte vorliest. Hier lässt er im wahrsten Sinne des Wortes die Puppen tanzen.

Regie: Guillermo del Toro
Drehbuch: Mike Mignola, Guillermo del Toro
Cast: Ron Perlman (Hellboy), Selma Blair (Liz Sherman), Doug Jones (Abe Sapien), James
Dodd (Johann Krauss), Luke Goss (Prinz Nuada), John Hurt (Trevor ‚Broom‘ Bruttenholm), Jeffrey
Tambor (Tom Manning), Anna Walton (Prinzessin Nuala)

„Hellboy 2 – Die goldene Armee“ ist bei Universal auf DVD erschienen.

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Ein Kommentar »

  1. wirklich ein feiner film und del toro ein wahres genie. und außerdem enorm sympathisch, wie sich im rahmen der gc hier in leipzig zeigte:

    http://www.videogameblog.de/index.php/2008/09/10/ich-bin-ein-gamer-interview-mit-guillermo-del-toro/