BLERT – Demo

Text: | Ressort: Musik | 12. März 2024

Was sagt ein Frosch, der überfahren wird? BLERT? Das kann schon sein, wenn man das geniale Cover der Leipziger Garagen-Punx kurz auf sich wirken lässt. Auf norwegisch heißt blert so viel wie gepatzt, was hier weder beim Cover, noch bei der Musik zutrifft. In Nordengland werden Idioten und Dummköpfe als blert bezeichnet.
Es ist schon erstaunlich, in welcher Qualität Bands heute ihre Demo-Aufnahmen veröffentlichen. Konnte man auf Demo-Tapes gegen Ende des letzten Jahrhunderts nur erahnen, welche Geräusche auf dem Tape gewollt und welche technisch bedingt waren, rattern uns heute professionell produzierte Songs um die Ohren. Aufgenommen wurden diese fünf Tracks im „KrachLabor“ in Weimar. In die Kultur-Stadt verirrten sich in letzter Zeit immer wieder Bands aus der Punk und Hardcore-Nische. Auch wenn man Jess nicht unterstellen kann, dass sie rein plärrt, so drückt sie ihre Stimme mal gefühlvoll, mal mit voller Power und ganz schön kratzig durchs Kupfer bis an die Ohren. Es geht los mit einem Knall und ordentlich Rock ́n ́Roll. „Satellite“ handelt davon, im Affenzahn durchs All zu heizen.
Denis Villeneuve kreiert gigantische Sandwürmer und BLERT stopfen uns ungefragt Ohrwürmer in die Lauscher. So zum Beispiel schon der nächste Titel „Long Way Home“, der sich jedoch ziemlich kurzweilig anfühlt und auch gern länger im Ohr verweilen könnte. „Sex Threat“ geht richtig nach vorn und setzt sich inhaltlich mit dem Thema sexueller Erpressung auseinander. Wer sich nun wundert, wie sich ein Debüt schon so abgefahren gut anhören kann: Gitarrist Marco sammelte schon einige Jahre Band- und Bühnenerfahrung bei Sheep On The Roof, Bassist Benny war zuvor unter anderem Teil der Leipziger Hardcorepunk-Band Waivers und zeigt vor allem in „Painwolf“ sein ganzes Können durch lebendige und abgefahrene Basslinien. So kann Bass auch klingen. Gregor an den Drums war auch schon bei Schlimm unterwegs und spielt Bass in der Harcorepunk-Band Final Effort. Nächster Titel ist „Fallout“ – zweieinhalb Minuten feinster radioaktiver Niederschlag. Hier kommt die Dynamik der Stimme noch einmal voll zum Vorschein. Von sanft und klar bis laut, kräftig und dreckig ist hier alles dabei und vor dem letzten Refrain zwirbelt uns Marco noch ein schönes Gitarren-Solo vor die Ohren. Den krönenden Abschluss bildet mit „Painwolf“ ein weiterer catchy Ohrwurm-Anwärter. Hier beginnt Jess solo. Dass sie bereits Erfahrung in anderen Projekten gesammelt hat hört man vor allem hier. Vor BLERT war sie Sängerin der Darkwaveband „Poor Decisions“. Der Sologesang reißt die Zuhörenden rein in die Geschichte und als der Rest der Band mit einsteigt, leidet man endgültig mit der Protagonistin der Erzählung und schwelgt in apathischer Gleichgültigkeit bis der Song in einem sanften Diminuendo zur Ruhe kommt.
Diese fünf Songs können auf ganzer Linie überzeugen und sind hoffentlich nur ein kleiner Vorgeschmack auf ein Debüt-Album. Leider verkünden BLERT auf ihrer Bandcamp-Seite, dass sie einen neuen Gitarristen suchen. Hoffentlich finden sich schnell Gitarre spielende Menschen, die das Projekt am Leben halten. Auch live ist die Band auf jeden Fall einen Besuch wert und vielleicht gibt’s auch bald eine neue Veröffentlichung von Jess‘ Soloprojekt „Niemands Wasser“. Absolute Empfehlung.
(Die Reihenfolge der Tracks auf Bandcamp unterscheidet sich von der bei Spotify. Der Text entstand durch die Spotify-Reihenfolge)

https://blert-punk.bandcamp.com/album/demo

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