Die PnG-Kinowoche

Text: | Ressort: Film | 16. Mai 2014

Godzilla

Gareth Edwards muss sich fühlen wie der Steppke im Süßwarenladen. Mit dem außergewöhnlichen Genrefilm »Monsters« hatte er aber auch die bestmögliche Visitenkarte vorgelegt und bewiesen, dass er ein Herz für Riesenviecher hat. Eigentlich ist seine Interpretation der radioaktiv verstrahlten Echse dann auch fast der gleiche Film wie sein Erstling mit einem sichtbar größeren Budget. Erneut beweist er sein Gespür für die Gefühlswelt derer, denen vollkommen egal ist, was unter ihnen über den Boden kreucht. Wenn Godzilla und Muto, ein gigantisches geflügeltes Insekt, aufeinandertreffen geht es um das Gleichgewicht der Natur. Da sind ein paar zerbröselte Hochhausblocks Nebensache. Gut so, denn wer die Kinokarte für den 3D-Blockbuster löst, tut dies wegen des Spektakels. Und da liefert Gareth Edwards 120%ig ab. Man könnte ihm bzw. Drehbuchautor Max Borenstein vorwerfen, dass bei all dem Lärm die Figurenzeichnung der unbedeutenden Menschlein auf der Strecke bleibt. Aber hey, wir reden hier von »Godzilla«, der seinen Ruhm nicht zuletzt einem selbstbewussten Hang zum Trash verdankt. Gareth Edwards ist sich der Tradition höchst bewusst und streut liebevoll zahlreiche Verweise zum japanischen Original. Edwards ist Fan und alle, denen der Spaß an der Zerstörungswut wolkenkratzergroßer Urviecher bislang vorenthalten blieb, werden es spätestens jetzt ebenso sein.

USA/J 2014 Regie: Gareth Edwards D: Aaron Taylor-Johnson, Ken Watanabe, Elizabeth Olsen

Bad Neighbors

Wer mit seiner Familie neben das Clubhaus einer Studentenvereinigung zieht, muss
sich nicht wundern, wenn es etwas lauter zugeht. Seth Rogen und Rose Byrne
wollen sich das trotzdem nicht gefallen lassen. Anfangs feiern sie noch mit bei
den ausschweifenden, grasgeschwängerten Partys. Aber schon bald sagen sie den
Nachbarn den Kampf an. Ein erbitterter Grabenkrieg beginnt, bei dem die Regeln
des guten Geschmacks schnell unter den Tisch fallen.

Seth Rogen versammelt seine Kifferbuddies aus „This is the End“ erneut vor der
Kamera und der geneigte Kinogänger darf sich auf einen gewohnt albernen Exzess
freuen. Das Ziel aller Beteiligten, darunter Regisseur Nicholas Stoller („Der
Ja-Sager“) und die Drehbuchautoren Andrew J. Cohen und Brendan O’Brien (u.a.
Produzenten der Judd Apatow-Schmiede), ist es, mit jeder Szene einen drauf zu
setzen. Das wirkt auf Dauer etwas ermüdend, aber auch ziemlich lustig.

USA 2014 R: Nicholas Stoller D: Seth Rogen, Zac Efron, Rose Byrne

Zulu

Der Franzose Jérôme Salle („Anthony Zimmer“) inszenierte seine Adaption des
Romans „Zulu“ von Caryl Ferey als spannenden Thriller alter Schule mit einem
überzeugenden Orlando Bloom, der sein androgynes Image als Legolas gründlich
durch den Dreck zieht. Als drogensüchtiger Cop ermittelt er mit Forest Whitaker
in einer Mordserie, die mit einer neuen, tödlichen Substanz auf den Straßen der
Townships zusammen hängt. Die Hintergründe sind ebenso erschreckend wie
authentisch. Der Film ein packendes, brillant gefilmtes Stück Hardboiled
Cinema.

F/SA 2013 R: Jérôme Salle D: Orlando Bloom, Forest Whitaker, Natasha Loring

Labor Day

Kate Winslet ist als allein erziehende Mutter Adele in „Labor Day“ heillos
überfordert. Das Verschwinden ihres Mannes stürzte sie in eine tiefe Depression.
Jetzt verlässt sie mit ihrem Teenager-Sohn Henry nur für die nötigsten
Besorgungen das verwahrloste Haus. Bis der wegen Mordes gesuchte Flüchtling
Frank (Josh Brolin) bei ihnen gewaltsam Zuflucht sucht. Zwischen der einsamen
Mutter und dem sanften Kriminellen entwickelt sich eine Beziehung, aus
gegenseitiger Abhängigkeit erwächst Liebe. Aber die gemeinsame Zukunft ist nur
ein naiver Traum.

Erzählt aus der Sicht des Sohnes und in authentischem Zeitkolorit gehalten, ist
Jason Reitmans Wechsel ins dramatische Fach nicht immer rund, aber dank der
hervorragenden Darsteller dennoch sehenswert.

USA 2013 R: Jason Reitman D: Kate Winslet, Josh Brolin, Gattlin Griffith, Tobey Maguire

Good Vibrations

„New York hat die Frisuren, London hat die Hosen – Belfast hat die Gründe!“ –
das legendäre Zitat von Terri Hooley steht im Zentrum des Porträts von Lisa
Barros D’Sa und Glenn Leyburn. Terri ist die Kämpfe zwischen Katholiken und
Protestanten in seiner Heimatstadt leid und eröffnet den Plattenladen „Good Vibrations“ genau zwischen den Fronten. In dieser entmilitarisierten Zone wächst und gedeiht die Musik derer, die sich mit den Animositäten der Altvorderen ebenso wenig identifizieren können wie er. Rudi, die Buzzcocks und The Undertones bereichern die Musikgeschichte. Hooley selbst wird dadurch nie reich, ihm geht es um die Sache. Der Film ist weit entfernt von einem hochglanzpolierten Denkmal, was ihm den nötigen Charme verleiht.

GB/Irland 2012 R: Lisa Barros D’Sa, Glenn Leyburn D: Richard Dormer, Jodie Whittaker

Rosie

Der Schweizer Schriftsteller Lorenz Meran lebt in Berlin, weit weg von seiner exzentrischen Mutter Rosie in ihrem piefigen Provinzkaff. Als sie allerdings zum Pflegefall wird, muss Lorenz zurück in die Heimat. Länger als geplant sitzt er dort fest, zwischen der alten Dame, die jede Regel ignoriert, und dem jungen Mario, der sich für ihn zu interessieren beginnt. Mit dem so typischen lakonisch-trockenen Humor Schweizer Komödien erzählt Regisseur Marcel Gisler von einer tragikomischen Mutter-Sohn Beziehung. Dabei kann er voll und ganz auf seine beiden wundervollen Hauptdarsteller bauen.

CH 2013 R: Marcel Gisler D: Sybille Brunner Fabian Krüger

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