These New Puritans – Inside The Rose
Text: Redaktion | Ressort: Musik | 21. März 2019
Die wunderschön eisigen Gitarren von Echo & The Bunnymen fehlen hier – dennoch vereint die aktuelle These New Puritans-Platte ähnlich Kälte und Wohlgefühl in einem romantisch-desillusionierenden Stimmungsbogen wie es einst das Album „Ocean Rain“ von erstgenannter Band geschafft hatte. Der Grundtenor des Albums, purer Soul, wird eingerahmt von den gewohnt exzentrischen Klangfindungen der Zwillingsbrüder George und Jack Barnett, wobei gegenüber den ersten beiden Alben die harschen Raum- und Zeit-Brüche eher zarten Überblendungen und zweidimensionalen Verschiebungen des Sounds gewichen sind. Diese neue, rundere Produktion schafft viele wirklich eingängige Songs, die allerdings von einem Mainstreamradio-Einsatz immer noch exakt eine halbe Abstraktionsstufe entfernt bleiben, im Untergrund aber ganz sicher bald fröhlich und locker herum turnen, Räder und Haken schlagen dürften. Ein Album, das den Cocteau Twins doch wesentlich näher steht, als zum Beispiel Depeche Mode und trotzdem beiden Anhängerschaften gefallen sollte. Die Barnett-Brüder selbst sagten in Interviews, dass sie mit Cpt. Beefheart und Aphex Twin aufgewachsen seien – Don Van Vliet ist, zumindest was die Gesang-Parts betrifft, nicht mehr zu erahnen, die Stimme der, ebenfalls auf dem Album zu hörenden taiwanesischen Sängerin Scinii, weisst ebenfalls eher in die klassische Richtung denn zum Blues. Infra-Breakbeats und intergalaktische Sphären-Akkorde, erinnern teils durchaus an Aphex Twins genialische Soundtüfteleien. These New Puritans verweben Dream- mit Avantgarde-Pop in wirklich angenehmer, überzeugender Weise. Diesmal vielleicht sogar zu eingängig? Das grosse Staunen und Herumgeschüttelt werden – wie sie einst das Album „Hidden“ bei mir erzeugte – blieben, zumindest nach dem ersten Hören, aus. Dennoch ist diesen New Puritans zu wünschen, sie mögen künftig ein Publikum über die Nische hinaus finden, das zwischen Tanz- und Zuhör-Passagen die schöne Balance zwischen Ruhe und Getriebenheit zu schätzen weiß. Im Liegen hört sich diese Mondbeben-Musik für BluejeansträgerInnen jedenfalls schonmal absolut richtig an.
(Infectious Music / BMG)